Technik Plattform der Fachgruppe Technik

Besucher: 300282
 

Einsatzbereich


Kategorien

Beregnung & Bewässerung, 07.09.2016

BEWÄSSERUNGSSTEUERUNG MIT TENSIOMETERN WIE VIEL MM BEWÄSSERN?

Wie viel Wasser (in mm) pro Einzelgabe sollte in Abhängigkeit vom aktuellem Saugspannungs-Messwert und der Bo­denart gegeben werden? Nachdem in der Monatsschrift 3/2008 bereits die Not­wendigkeit einer objektiven Bewässe­rungssteuerung erläutert, und bewährte Messfühler dargestellt wurden, und In Spargel & Erdbeer Profi 1/2009 der Einbau der Sensoren und die Steuerung von Tropfbewässerungsanlagen mit Sensoren behandelt wurde, gibt dieser Beitrag nunmehr praktische Hinweise zur Men­genbemessung des Wassers.

Einführung

Mittlerweile werden Sensoren für Boden­feuchte in vielen Betrieben eingesetzt. Der in der Praxis am weitesten verbreitete Sensortyp ist das Tensiometer. Daneben werden auch Wa­termark Sensoren immer häufiger verwendet. Beiden Sensortypen ist gemeinsam, dass sie die Saugspannung des Bodenwassers messen.
Die Messung der Saugspannung liefert Informationen zum Potential des Boden-wassers, oder vereinfacht ausgedrückt, es wird die „Kraft", mit der Wasser im Boden gebunden ist, gemessen.
Die Vorteile einer Messung der Saugspan­nung sind, dass die Situation „vom Standpunkt der Pflanze aus" betrachtet wird, und dass die Messwerte unabhängig von der Bodenart gül­tig sind. Zeigt der Sensor z.B. 250hPa Saug­spannung, wird Wasser mit dieser Spannung vom Boden festgehalten, unabhängig davon, um welche Bodenart es sich handelt und wel­chen Steinanteil ein Boden hat. OptimaIbereiche und Stressschwellen sind also von Standort zu Standort übertragbar.
Ein wesentlicher Nachteil der Saugspannungsmessung ist, dass Angaben zu Wassergehalt in mm fehlen und damit eine Angabe, wie viel Wasser im mm gegeben werden muss, um die Saugspannung vom Ist-Zustand wieder auf z. B. 80hPa (= Saugspannung des Bodenwassers bei nutzbarer Feldkapazität) zu senken.
 

Boden und Wurzelraum sind bestimmend

Jeder Boden ist unterschiedlich. Auch der Volumenanteil im Bereich der nutzbaren Feldkapazität ist bei jedem Boden verschie­den. So fehlen auf einem Tonboden bei einem Tensiometer-Messwert von z.B. 300 hPa Saugspannung in 20 cm Bodentiefe nur ca. 4 mm Wasser, um die durchschnittliche Saugspannurg in der Bodenschicht 0 bis 20 cm Tiefe vom aktuellen Messwert auf 80 hPa abzusenken, während auf einem leh­migen Sand ein Messwert von 300 hPa in 20cm Tiefe bedeutet, dass schon 8,3mm Wasser gegeben werden müssen, um die durchschnittliche Saugspannung in dieser Bodenschicht auf 80 hPa zu senken.
In den nachfolgenden Tabellen 1 bis 3 sind die notwendigen Wassergaben aufgeführt, um die Saugspannung von verschiedenen Messwerten auf unterschiedlichen Bodenarten wieder auf 80 hPa abzusenken.
Generell soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass es sich bei den Werten der Tabellen 1 bis 3 um Werte handelt, die aus verschiedenen Literaturquellen zusammen­gestellt worden sind. Es handelt sich also um Durchschnittswerte für die einzelnen Boden­arten, die nicht unbedingt exakt den Ge­gebenhelten vor Ort entsprechen müssen.
 

Mit den Tabellen arbeiten

Zur fachgerechten Interpretation der Tabel­lenwerte ist Voraussetzung, dass die Bodenart der Bewässerungsfläche bekannt ist. Weiter­hin ist von großer Bedeutung, dass die Messung de Saugspannung sachgerecht und in der entsprechenden Bodenschicht vorge­nommen wird. Zusätzlich dazu sollte auch die aktuelle Durchwurzelungstiefe des Bestandes bekannt sein. Von der aktuellen Durchwurzelungstiefe ist die mit Wasser zu „befüllende" Bodenschicht bestimmt. Die Durchwurzelungs­tiefe, also die zu benetzende Bodenschicht, muss im Vegetationsverlauf in Stufen ange­passt werden, da sich ja der Hauptwurzelraum ausdehnt bis eine endgültige Durchwurze­lungstiefe erreicht ist.
Bei vielen Sonderkulturen ist jedoch auch nach Erreichen der endgültigen Durchwurze­lungstiefe die Hauptmasse der Wurzeln in der Schicht 0 bis 20 cm oder 0 bis 30 cm konzen­triert.
Die Tabellen 1 bis 3 liefern darüber hinaus Anhaltswerte zur Wassermenge, die ein be­stimmter Boden noch abgeben kann, bevor der Boden so trocken ist, dass mit deutlichen Wachstumsdepressionen gerechnet werden muss. Die meisten Sonderkulturen schränken die Photosynthese bei Saugspannungswerten ab ca. 500 bis 600 hPa ein, ab diesem Bereich wird also der Zuwachs gehemmt. So kann zum Beispiel ein Sandboden in der Boden­schicht 0 bis 20 cm bei aktuell 300 hPa Saugspannung nur noch ca. 3,5 mm Wasser abge­ben, bevor eine Saugspannung von 600 hPa erreicht wird, während etwa ein schluffiger Lehm noch 6 mm Wasser in diesem Bereich speichert.
In jedem Fall ist es sehr empfehlenswert, die Tabellenwerte noch an die Bodenbedin­gungen der eigenen Flächen anzupassen. Dies ist mit Hilfe von Kontrollmessungen durch Tensiometer in unterschiedlichen Bo­dentiefen relativ einfach und zu geringen Kosten erreichbar.
Weiterhin soll an dieser Stelle daran erin­nert werden, dass grundsätzlich bei der Be­wässerungssteuerung mit Sensoren immer in mindestens zwei Tiefen gemessen werden sollte, um Versickerung und Nährstoffaus­waschung unter die aktive Wurzelzone zu verhindern. Zudem sollten die Messungen immer mindestens an drei unterschiedlichen Stellen einer Bewässerungsfläche erfolgen und der Durchschnitt der Messwerte der Sensoren in einer Bodentiefe als Grundlage der Entscheidung dienen.

Medium

Firmen verfügen über ein umfassendes Wissen zur Technik im Obst- und Weinbau, welches sie auch auf dieser Plattform zur Verfügung stellen.
Werbung