Autor/-in
Tino Mosler
Geschäftsführer der Firma MMM techsupport GmbH &Co. KG
Experte für Steuerung der Bewässerung und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Beregnung.
tino@irrigation-consulting.com
Experte für Steuerung der Bewässerung und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Beregnung.
tino@irrigation-consulting.com
Beregnung & Bewässerung, 07.09.2016
BEWÄSSERUNGSSTEUERUNG MIT TENSIOMETERN WIE VIEL MM BEWÄSSERN?
Wie viel Wasser (in mm) pro Einzelgabe sollte in Abhängigkeit vom aktuellem Saugspannungs-Messwert und der Bodenart gegeben werden? Nachdem in der Monatsschrift 3/2008 bereits die Notwendigkeit einer objektiven Bewässerungssteuerung erläutert, und bewährte Messfühler dargestellt wurden, und In Spargel & Erdbeer Profi 1/2009 der Einbau der Sensoren und die Steuerung von Tropfbewässerungsanlagen mit Sensoren behandelt wurde, gibt dieser Beitrag nunmehr praktische Hinweise zur Mengenbemessung des Wassers.
Einführung
Mittlerweile werden Sensoren für Bodenfeuchte in vielen Betrieben eingesetzt. Der in der Praxis am weitesten verbreitete Sensortyp ist das Tensiometer. Daneben werden auch Watermark Sensoren immer häufiger verwendet. Beiden Sensortypen ist gemeinsam, dass sie die Saugspannung des Bodenwassers messen.Die Messung der Saugspannung liefert Informationen zum Potential des Boden-wassers, oder vereinfacht ausgedrückt, es wird die „Kraft", mit der Wasser im Boden gebunden ist, gemessen.
Die Vorteile einer Messung der Saugspannung sind, dass die Situation „vom Standpunkt der Pflanze aus" betrachtet wird, und dass die Messwerte unabhängig von der Bodenart gültig sind. Zeigt der Sensor z.B. 250hPa Saugspannung, wird Wasser mit dieser Spannung vom Boden festgehalten, unabhängig davon, um welche Bodenart es sich handelt und welchen Steinanteil ein Boden hat. OptimaIbereiche und Stressschwellen sind also von Standort zu Standort übertragbar.
Ein wesentlicher Nachteil der Saugspannungsmessung ist, dass Angaben zu Wassergehalt in mm fehlen und damit eine Angabe, wie viel Wasser im mm gegeben werden muss, um die Saugspannung vom Ist-Zustand wieder auf z. B. 80hPa (= Saugspannung des Bodenwassers bei nutzbarer Feldkapazität) zu senken.
Boden und Wurzelraum sind bestimmend
Jeder Boden ist unterschiedlich. Auch der Volumenanteil im Bereich der nutzbaren Feldkapazität ist bei jedem Boden verschieden. So fehlen auf einem Tonboden bei einem Tensiometer-Messwert von z.B. 300 hPa Saugspannung in 20 cm Bodentiefe nur ca. 4 mm Wasser, um die durchschnittliche Saugspannurg in der Bodenschicht 0 bis 20 cm Tiefe vom aktuellen Messwert auf 80 hPa abzusenken, während auf einem lehmigen Sand ein Messwert von 300 hPa in 20cm Tiefe bedeutet, dass schon 8,3mm Wasser gegeben werden müssen, um die durchschnittliche Saugspannung in dieser Bodenschicht auf 80 hPa zu senken.In den nachfolgenden Tabellen 1 bis 3 sind die notwendigen Wassergaben aufgeführt, um die Saugspannung von verschiedenen Messwerten auf unterschiedlichen Bodenarten wieder auf 80 hPa abzusenken.
Generell soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass es sich bei den Werten der Tabellen 1 bis 3 um Werte handelt, die aus verschiedenen Literaturquellen zusammengestellt worden sind. Es handelt sich also um Durchschnittswerte für die einzelnen Bodenarten, die nicht unbedingt exakt den Gegebenhelten vor Ort entsprechen müssen.
Mit den Tabellen arbeiten
Zur fachgerechten Interpretation der Tabellenwerte ist Voraussetzung, dass die Bodenart der Bewässerungsfläche bekannt ist. Weiterhin ist von großer Bedeutung, dass die Messung de Saugspannung sachgerecht und in der entsprechenden Bodenschicht vorgenommen wird. Zusätzlich dazu sollte auch die aktuelle Durchwurzelungstiefe des Bestandes bekannt sein. Von der aktuellen Durchwurzelungstiefe ist die mit Wasser zu „befüllende" Bodenschicht bestimmt. Die Durchwurzelungstiefe, also die zu benetzende Bodenschicht, muss im Vegetationsverlauf in Stufen angepasst werden, da sich ja der Hauptwurzelraum ausdehnt bis eine endgültige Durchwurzelungstiefe erreicht ist.Bei vielen Sonderkulturen ist jedoch auch nach Erreichen der endgültigen Durchwurzelungstiefe die Hauptmasse der Wurzeln in der Schicht 0 bis 20 cm oder 0 bis 30 cm konzentriert.
Die Tabellen 1 bis 3 liefern darüber hinaus Anhaltswerte zur Wassermenge, die ein bestimmter Boden noch abgeben kann, bevor der Boden so trocken ist, dass mit deutlichen Wachstumsdepressionen gerechnet werden muss. Die meisten Sonderkulturen schränken die Photosynthese bei Saugspannungswerten ab ca. 500 bis 600 hPa ein, ab diesem Bereich wird also der Zuwachs gehemmt. So kann zum Beispiel ein Sandboden in der Bodenschicht 0 bis 20 cm bei aktuell 300 hPa Saugspannung nur noch ca. 3,5 mm Wasser abgeben, bevor eine Saugspannung von 600 hPa erreicht wird, während etwa ein schluffiger Lehm noch 6 mm Wasser in diesem Bereich speichert.
In jedem Fall ist es sehr empfehlenswert, die Tabellenwerte noch an die Bodenbedingungen der eigenen Flächen anzupassen. Dies ist mit Hilfe von Kontrollmessungen durch Tensiometer in unterschiedlichen Bodentiefen relativ einfach und zu geringen Kosten erreichbar.
Weiterhin soll an dieser Stelle daran erinnert werden, dass grundsätzlich bei der Bewässerungssteuerung mit Sensoren immer in mindestens zwei Tiefen gemessen werden sollte, um Versickerung und Nährstoffauswaschung unter die aktive Wurzelzone zu verhindern. Zudem sollten die Messungen immer mindestens an drei unterschiedlichen Stellen einer Bewässerungsfläche erfolgen und der Durchschnitt der Messwerte der Sensoren in einer Bodentiefe als Grundlage der Entscheidung dienen.
Medium
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