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Mechanische Schnittgeräte , 13.12.2012

NEUE TECHNISCHE ENTWICKLUNGEN BEI DER MECHANISIERUNG DES REBSCHNITTS

Während der Anschnitt der Fruchtruten nach wie vor von Hand durchgeführt werden muss, gibt es für das Ausheben des Schnittholzes mittlerweile spezielle Verfahren.
Während der Anschnitt der Fruchtruten nach wie vor von Hand durchgeführt werden muss, gibt es für das Ausheben des Schnittholzes mittlerweile spezielle Verfahren. Nachfolgend eine vorläufige Einschätzung hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten und des Einsparpotenzials dieser Geräte.
 
Da diese technischen Entwicklungen noch recht neu sind und bisher noch nicht hinreichend in der Praxis erprobt sind, kann eine endgültige Bewertung momentan noch nicht abgegeben werden. Dennoch werden im Folgenden fünf Geräte bzw. Verfahren vorgestellt, die zumindest eine vorläufige Einschätzung erlauben.
 

Rebenvorschneider

Eine Teilmechanisierung des Rebschnitts ist mit Hilfe von Vorschneidern oder Entranker-Vorschneider-Kombinationen möglich. Vorschneider sind in der Lage, die einjährigen Triebe in der gewünschten Höhe auf längere Zapfen, Strecker oder Ruten zu schneiden. Sie können deshalb für den Bogen- wie für den Zapfenschnitt eingesetzt werden. Beim Vorschnitt auf Bogen wird nur das Holz aus dem oberen Drahtbereich geschnitten. Das Ausheben wird dadurch erleichtert und beschleunigt. Bei Erziehungen mit zwei Flach- oder Halbbögen kann dieser Vorschnitt auf Bogen gut angewendet werden. Für die Einbogenerziehung ist bei einem Vorschnitt die angestrebte Rutenlänge nicht immer zu erreichen. Dies ist als größter Nachteil bei dieser Technik anzusehen.
 

Entranker-VorschneiderKombinationen

Bei stark rankenden Rebsorten sind Arbeitseinsparungen von 15 bis 25 Akh/ha möglich. Darüber hinaus werden durch das leichtere Ausheben des Altholzes die Arbeitspersonen spürbar entlastet.
Bei diesen Geräten werden die Triebe im oberen Drahtbereich durch einen oder mehrere Stäbe entrankt und oberhalb des oberen Drahtes bzw. Drahtpaares mit Messern abgeschnitten. Der entscheidende Vorteil gegenüber den Vorschneidern besteht darin, dass durch das Abschneiden der Triebe über dem oberen Draht(paar) die Rutenlänge für den Einbo-genschnitt ausreichend ist. -> Einen gewissen Bekannt-heitsgrad im Weinbau hat der Entranker der Firma ERO erlangt. Größter Nachteil bei diesem Entranker ist, dass beim Abreißen der Ranken durch die Stäbe starke Zugkräfte auf die Bogreben und die Biegdrähte wirken. Dies führt dazu, dass einzelne Rebtriebe an den Bogreben abgerissen werden und sich Stämme, sofern sie nicht stabil befestigt sind, in Fahrtrichtung verziehen. Aufgrund dieser Nachteile war die Nachfrage nach dem ERO-Entranker sehr gering und die Firma hat den Bau dieses Gerätes eingestellt.
-> Die Firma Braun aus Burrweiler hat jetzt einen neuen Entranker auf den Markt gebracht, der sehr viel schonender entrankt und die Reben und die Unterstützung weniger beansprucht (Abb. 1). Als Basisgerät dient die Senkrechtaushebung und Schwenkvorrichtung des Stockräumers der Fa. Braun. Daran angebaut ist ein hydraulisch angetriebener Kettentrieb mit einem Entrankerstab. Zum Entranken der Triebe wird der Stab unterhalb des oberen Drahtes bzw. Drahtpaares durch den Drahtrahmen gedrückt. Er besitzt ein dreieckiges Profil und dreht sich während des Entrankvorgangs. Somit kommt es nicht zu Schäden an den Trieben. Die Besonderheit beim Kettentrieb besteht darin, dass er frei gelagert ist und damit bei auftretendem Widerstand zusammen mit dem Entrankerstab nach oben ausweichen kann. Dies sorgt einerseits für ein schonendes Entranken, da die Druckkräfte auf die Ruten und die Bogrebe gering sind, und andererseits besteht dadurch die Möglichkeit, dass der Entrankerstab sich selbständig über den Pfahl dreht, ohne dass er eingeschwenkt werden muss.
Das funktioniert allerdings nur, wenn die oberen Drähte vorher aus Drahthaken gelegt wurden bzw. bei offenen Hakensystemen, aus denen die Drähte unter Druck herausspringen. Ist dies nicht der Fall, kann sich der Entranker auch selbständig am Pfahl zurückdrehen. Da dafür ein gewisser Druck auf den Pfahl ausgeübt werden muss, ist dies nur bei stabilen Pfählen zu empfehlen. Ansonsten kann der Entrankerstab auch elektro-hydraulisch per Knopfdruck eingeschwenkt werden.
Über dem Entrankerstab ist ein in der Höhe verstellbares Vorschneider-Scheibenpaar angebracht. Dieses läuft über dem oberen Draht(paar). Damit können die Triebspitzen gekappt werden, was zusätzlich das Rausziehen des entrankten Altholzes erleichtert.
Bei Ablegen des unteren Drahtpaares vor dem Rebschnitt und dem Entranken des oberen Drahtbereichs kombiniert mit dem Einkürzen der Rutenspitzen ist das Ausheben des Restholzes zügig und ohne große körperliche Anstrengung zu erledigen. Die möglichen Arbeitszeitersparnisse sind mit denen von Vorschneidern vergleichbar.
Durch den Anbau im Zwischenachsbereich oder an der Schlepperfront hat der Fahrer das Gerät gut im Blickfeld und kann bei eventuell auftretenden Störungen schnell reagieren. Die Fahrgeschwindigkeit liegt bei einem einseitig arbeitenden Gerät bei 4 bis 5 km/h bei einem Ölbedarf von 30 l/min. Aufgrund der Übersichtlichkeit, des geringen Bedienaufwandes und der sicheren Arbeitsweise ist auch ein beidseitiger Anbau möglich. Dabei dürfte die Arbeitsgeschwindigkeit allerdings etwa 1 km/h niedriger liegen.
Erste Versuche mit der neuen Entranker-Vorschneider-Kombination von Braun zeigten, dass dieses System sehr schonend, störungsfrei und zuverlässig arbeitet. Bei sachgerechter Handhabung und Fahrweise werden weder die Stöcke noch das Unterstützungsmaterial sonderlich stark beansprucht. Da nur geringe Zugbelastungen auf die Stöcke ausgeübt werden, kann auch noch entrankt werden, wenn die Stöcke schon angeschnitten und die alten Bogreben durchtrennt sind.
 

Drahtablegen und Ausheben mit einem Laubschneider

Eine interessante Variante des maschinellen Aushebens hat der Winzer Jung aus Geisenheim (Rheingau) entwickelt. Bei diesem Verfahren werden zuerst beide Heftdrahtpaare mit einem Drahtablegegerät abgelegt (Abb. 2). Anschließend erfolgen der Anschnitt und das Putzen der Fruchtruten, wobei gleichzeitig die abgeschnittenen Bogreben mit den verbliebenen Trieben umgelegt werden, so dass sie in die Gassen ragen. Ein zusätzlicher Arbeitsaufwand ist mit dem Umlegen der Bogreben nicht verbunden. Da die abgeschnittenen Rebteile frei stehen, fallen sie fast von selbst in die Rebgasse. Ein weiteres Durchschneiden der Bögen erübrigt sich beim Flachbogen, beim Halbbogen wird dieser einmal am oberen Biegdraht durchtrennt.
Die abgeschnittenen Bogreben werden abwechselnd in einer Zeile nach links und in der anderen Zeile nach rechts in die Gasse umgelegt (Abb. 3), so dass die Bogreben beider Zeilen in eine Gasse (begrünte Gasse) ragen. Die Arbeitspersonen stehen hierbei gegenüber in der offenen Gasse. Anschließend wird das in die Gasse ragende Holz mit einem zweiseitigen Laubschneider abgeschnitten. Ein zur Gasse hin abgewinkeltes Blech am unteren Teil des Laubschneiders lenkt das Rebholz zur Gassenmitte (Abb. 4).
Ein Häcksler am Heck des Schleppers sorgt für die restliche Zerkleinerung des Holzes. Die Fahrgeschwindigkeit liegt bei 3 km/h, wobei immer in Biegerichtung der Bogrebe gefahren wird. Um Leerfahrten zu vermeiden, wird deshalb beim Biegen jeweils nach sechs Zeilen die Biegerichtung gewechselt. Die nach dem Schnitt im Drahtrahmen verbliebenen Holzteile (Abb. 5) können anschließend mühelos und sehr zügig manuell entfernt werden. Hierfür ist nur noch ein Arbeitsaufwand von 9 bis 12 Akh/ha nötig. Die mögliche Arbeitszeitersparnis liegt zwischen 15 und 30 Akh/ha.

Bewertung
Das System des Winzers Jung ist ein technisch einfaches, kostengünstiges und praktikables Verfahren zur Beschleunigung und Erleichterung des Aushebens. Voraussetzung ist ein Drahtrahmen mit zwei beweglichen Heftdrahtpaaren und die Bereitschaft, diese vor dem Rebschnitt abzulegen. Bei den meisten Hakensystemen müssen die Heftdrähte vor einem maschinellen Ablegen von Hand aus dem Haken gelegt werden. Der neue rückgebogene R-Haken der Firma Reisacher könnte in dieser Hinsicht einen Fortschritt bringen. Das System des Winzers Jung hat es verdient, mehr Beachtung im Weinbau zu finden.
 

Rebholzzieher: Vine Stripper

Bereits 2008 hat die neuseeländische Firma Langlois Videos von einem Gerät zum Rausziehen des Altholzes mit der Bezeichnung „Vine Stripper" ins Internet gestellt. Diese Videos haben viele Winzer fasziniert und neugierig gemacht. Besonders die Frage, wann diese Geräte nach Deutschland kommen und ob sie bei uns einsetzbar sind, beschäftigte die Winzerschaft.
Das Prinzip des „Vine Strippers" basiert auf zwei gegenüberliegenden hydraulisch angetriebenen Reifen, die über der Zeile laufen und die über dem Drahtrahmen stehenden Triebspitzen erfassen und aus dem Drahtrahmen ziehen, weshalb sie landläufig auch als Rebholz-zieher bezeichnet werden. Erste Versuche mit Vine-Strippern in Deutschland wurden von den Firmen ERO und Freilauber im Winter 2008/09 durchgeführt. Beide Firmen verfolgen diese Technik aber nicht mehr weiter. Unabhängig davon haben auch einige Winzer eigene Geräte konstruiert. Allerdings waren die meisten mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Auf der letzten Intervitis hat die französische Firma Collard einen Vine Stripper präsentiert.
 

Der Kobold

Ein Gerät namens Kobold für das Herausziehen von Altholz nach oben aus dem Drahtrahmen hat auch die Firma WPT (Wagner Pflanzen-Technik) aus Friedelsheim konstruiert (Abb. 6). Jürgen Wagner hat für dieses Verfahren ein Patent von den Winzern Bermes und Weiß aus Rheinhessen erworben. Erstmals war der „Kobold" im Januar 2012 auf den rheinhessischen Agrartagen zu sehen. Die Fa. WPT hat die Konzeption des Geräts in diesem Jahr nochmals überarbeitet und verbessert und vertreibt nun in Kooperation mit der Firma Clemens das Gerät.
Der „Kobold" arbeitet mit zwei gegenüberliegenden, hydraulisch angetriebenen Reifen. Diese laufen gegenläufig über der Zeile und erfassen an ihrem Berührungspunkt die Triebspitzen und ziehen die vorher an der Bogrebe manuell abgeschnittenen Triebe bzw. Bogrebenteile nach oben aus dem Drahtrahmen. Oberhalb der Reifen ist ein Führungsblech angebracht, welches die „gestrippten" Triebe in einem Schwad ablegen soll. Auf Wunsch kann auch ein Häcksler aufgebaut werden, der gleich das rausgezogene Holz zerkleinert.
Vine Stripper haben bisher das Problem, dass durch das ruckartige Rausziehen der Ruten nach oben die Unterstützungsmaterialien stark belastet werden und es auch häufiger zum Abreißen des Drahtes kommt. Diesen recht gravierenden Nachteil der Rebholzzieher wollen die Firmen WTP und Clemens mit ihrer Neukonstruktion beheben. Dazu wurden auf die rotierenden Räder zusätzlich Bürsten montiert, die die Zuführung der Rutenspitzen verbessern und ein sichereres Einziehen ermöglichen sollen. Ebenfalls zur besseren Erfassung und Zentrierung der Ruten wurde vor den Reifen ein hydraulisch angetriebenes Fingerradpaar installiert. In Verbindung mit einer unterhalb der Reifen angebrachten Rolle sollen die Fingerräder zusätzlich dafür sorgen, dass das die Drähte unten gehalten werden und nicht von den rotierenden Reifen erfasst werden.
Der Ölbedarf ohne Häcks-leraufbau liegt bei 28 l/min, mit Häcksler bei 60 l/min. Für Schlepper mit zu geringer hydraulischer Leistung wird zusätzlich ein Hydraulikaggregat für den Drei-PunktAnbau am Schlepperheck angeboten. Das Frontgerät wiegt etwa 350 kg.

Voraussetzungen für den Einsatz
Für einen störungsfreien Einsatz des Kobolds müssen die Rebanlagen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Im Einzelnen sind dies:
  • Stabiler Drahtrahmen (feste Endstickel, haltbare Anker)
  • Gut gespannte und gut befestigte Drähte (ruckartiges Ziehen)
  • Keine um den Biegdraht gewickelten Bogreben
  • Ausreichende Trieblänge (ca. 40 cm) über dem oberen Draht, damit die rotierenden Reifen die Triebspitzen greifen können
  • Triebe möglichst aufrecht wachsend, ordentliche Heftarbeit erforderlich
  • Möglichst wenige Rankmöglichkeiten im Drahtrahmen (z. B. nur zwei bewegliche Heftdrahtpaare)
Vorarbeiten
Darüber hinaus sind vor dem Einsatz des Vine Strippers verschiedene Vorarbeiten erforderlich, wie:
  • Anschnitt der Fruchtruten (Anschnittlänge nicht über dem oberen Draht)
  • Mehrmaliges Durchschneiden der alten Bogrebe
  • Entfernen von Astgabeln (Widerhaken)
  • Empfehlenswert ist das Ablegen des unteren Heftdrahtpaares.
Arbeitswirtschaftliche Betrachtung
Für das manuelle Ausheben des Altholzes werden, je nach Rebsorte, Standraum und Drahtrahmengestaltung, rund 25 bis 45 Akh/ha benötigt. Durch den Einsatz des Rebholzziehers entfällt das Rausziehen des Altholzes fast vollständig. Es sind nur Nacharbeiten in geringem Umfang (Rausziehen hängengebliebener Holzreste) vorzunehmen, was nur wenige Stunden beansprucht. Auch das Rebholzhäckseln kann gleich mit erledigt werden, indem man auf den Stripper einen Häcksler baut oder einen Häcksler am Schlepperheck mitlaufen lässt. Ein gewisser Mehraufwand ist allerdings beim Anschnitt gegeben, da die alte Bogrebe mehrmals durchgeschnitten werden muss und Astgabeln unbedingt entfernt werden müssen, damit sich beim „Strippen" die Ruten nicht am Biegdraht verhaken. Einen störungsfreien Einsatz vorausgesetzt, sind mit dem Vine Stripper Arbeitszeiteinsparungen von 15 bis 30 Akh/ha möglich.

Bewertung
Das größte Problem bei Rebholzziehern sind bisher die starken Belastungen auf das Unterstützungsmaterial und damit verbunden ein häufiges Abreißen bzw. Einziehen von Drähten in die Reifen. Deshalb hielt sich die Begeisterung der Winzer für dieses System bisher in Grenzen. Sollte es den Firmen WPT und Clemens mit der Neukonstruktion „Kobold" gelingen, dieses Problem zu lösen, dürfte für dieses Gerät eine große Akzeptanz bei den Winzern gegeben sein. Man darf gespannt sein, wie sich der „Kobold" in der Praxis bewährt.
Cane Pruner
Ebenfalls neu auf dem Markt ist der Viteco Cane Pruner der Fa. ERO. Im Gegensatz zum Vine Stripper wird beim Cane Pruner das Rebholz nicht nach oben aus dem Drahtrahmen gezogen, sondern der Drahtrahmen wird samt Bogrebe und Trieben angehoben und durch die Maschine geführt (Abb. 7). Das am Drahtrahmen hängende Rebholz wird beim Durchlaufen der Maschine mittels einer speziellen Häckseleinrichtung zerkleinert und so vom Drahtrahmen abgetrennt. Die wesentlichen Bauteile des Cane Pruners sind eine Einzugvorrichtung zur Aufnahme des Rebholzes und der Drähte, eine mit Messern bestückte Häckselwelle und ein Drahtkanal zur Drahtführung (Abb. 8). Diese neue Technik des Aushebens und Zerkleinerns arbeitet sehr effektiv, bedarf aber einiger Umstellungen am Drahtrahmen. Will man diesen technischen Fortschritt nutzen, so müssen Arbeitsweise und Drahtrahmengestaltung an dieses System angepasst werden. Im Einzelnen sind die nachfolgend aufgelisteten Punkte zu beachten.

Anlagengestaltung
  • Keine festen Drähte, Bieg- und Rankdrähte müssen aushängbar sein. Bei zwei Biegdrähten (Halbbogen) genügt es, wenn der obere frei beweglich ist.
  • Bieg- und Rankdrähte sollten innerhalb einer Gasse (abwechselnd linke und rechte Pfahlseite) angebracht sein, um Leerfahrten zu vermeiden. Vorzugsweise in der begrünten Gasse.
  • Einzulegende Drähte müssen am Endpfahl sicher befestigt sein.
  • Drahtspanner dürfen nur bis zum ersten Zeilenpfahl montiert sein, da diese am Drahtkanal hängen bleiben und so zum Zerreißen der Drähte führen würden. Als Drahtverbinder sind nur schmale, runde Hülsen geeignet.
  • Edelstahldrähte sind weniger geeignet, da sie sehr glatt sind (Holz wird mitgeschoben) und eine geringe Dehnung haben, was bei größerer Zugbelastung schnell zum Reißen führt.
  • Zink-Aluminium-Drähte sind gut geeignet. Sie sind rauer und haben eine höhere Dehnfähigkeit.
  • Je besser der Halt der Bogrebe am Draht ist, desto besser wird das Holz eingezogen. Gut geeignet sind deshalb um den Draht gewickelte Bögen, wie häufig beim Flachbogen praktiziert. Beim Halbbogen ist ein einmaliges Wickeln um den nur Nacharbeiten in geringem Umfang (Rausziehen hängengebliebener Holzreste) vorzunehmen, was nur wenige Stunden beansprucht. Auch das Rebholzhäckseln kann gleich mit erledigt werden, indem man auf den Stripper einen Häcksler baut oder einen Häcksler am Schlepperheck mitlaufen lässt. Ein gewisser Mehraufwand ist allerdings beim Anschnitt gegeben, da die alte Bogrebe mehrmals durchgeschnitten werden muss und Astgabeln unbedingt entfernt werden müssen, damit sich beim „Strippen" die Ruten nicht am Biegdraht verhaken. Einen störungsfreien Einsatz vorausgesetzt, sind mit dem Vine Stripper Arbeitszeiteinsparungen von 15 bis 30 Akh/ha möglich.
Bewertung
Das größte Problem bei Rebholzziehern sind bisher die starken Belastungen auf das Unterstützungsmaterial und damit verbunden ein häufiges Abreißen bzw. Einziehen von Drähten in die Reifen. Deshalb hielt sich die Begeisterung der Winzer für dieses System bisher in Grenzen. Sollte es den Firmen WPT und Clemens mit der Neukonstruktion „Kobold" gelingen, dieses Problem zu lösen, dürfte für dieses Gerät eine große Akzeptanz bei den Winzern gegeben sein. Man darf gespannt sein, wie sich der „Kobold" in der Praxis bewährt.
 

Cane Pruner

Ebenfalls neu auf dem Markt ist der Viteco Cane Pruner der Fa. ERO. Im Gegensatz zum Vine Stripper wird beim Cane Pruner das Rebholz nicht nach oben aus dem Drahtrahmen gezogen, sondern der Drahtrahmen wird samt Bogrebe und Trieben angehoben und durch die Maschine geführt (Abb. 7). Das am Drahtrahmen hängende Rebholz wird beim Durchlaufen der Maschine mittels einer speziellen Anlagengestaltung:
  • Keine festen Drähte, Bieg- und Rankdrähte müssen aushängbar sein. Bei zwei Biegdrähten (Halbbogen) genügt es, wenn der obere frei beweglich ist.
  • Bieg- und Rankdrähte sollten innerhalb einer Gasse (abwechselnd linke und rechte Pfahlseite) angebracht sein, um Leerfahrten zu vermeiden. Vorzugsweise in der begrünten Gasse.
  • Einzulegende Drähte müssen am Endpfahl sicher befestigt sein.
  • Drahtspanner dürfen nur bis zum ersten Zeilenpfahl montiert sein, da diese am Drahtkanal hängen bleiben und so zum Zerreißen der Drähte führen würden. Als oberen Biegdraht ebenfalls vorteilhaft, aber nicht unbedingt notwendig.
Vorarbeiten
  • Drahtverbinder sind nur schmale, runde Hülsen geeignet.
  • Edelstahldrähte sind weniger geeignet, da sie sehr glatt sind (Holz wird mitgeschoben) und eine geringe Dehnung haben, was bei größerer Zugbelastung schnell zum Reißen führt.
  • Zink-Aluminium-Drähte sind gut geeignet. Sie sind rauer und haben eine höhere Dehnfähigkeit.
  • Je besser der Halt der Bogrebe am Draht ist, desto besser wird das Holz eingezogen. Gut geeignet sind deshalb um den Draht gewickelte Bögen, wie häufig beim Flachbogen praktiziert. Beim Halbbogen ist ein einmaliges Wickeln um den nur Nacharbeiten in geringem Umfang (Rausziehen hängengebliebener Holzreste) vorzunehmen, was nur wenige Stunden beansprucht. Auch das Rebholzhäckseln kann gleich mit erledigt werden, indem man auf den Stripper einen Häcksler baut oder einen Häcksler am Schlepperheck mitlaufen lässt. Ein gewisser Mehraufwand ist allerdings beim Anschnitt gegeben, da die alte Bogrebe mehrmals durchgeschnitten werden muss und Astgabeln unbedingt entfernt werden müssen, damit sich beim „Strippen" die Ruten nicht am Biegdraht verhaken. Einen störungsfreien Einsatz vorausgesetzt, sind mit dem Vine Stripper Arbeitszeiteinsparungen von 15 bis 30 Akh/ha möglich.
Bewertung:
Das größte Problem bei Reb-holzziehern sind bisher die starken Belastungen auf das Unterstützungsmaterial und damit verbunden ein häufiges Abreißen bzw. Einziehen von Drähten in die Reifen. Deshalb hielt sich die Begeisterung der Winzer für dieses System bisher in Grenzen. Sollte es den Firmen WPT und Clemens mit der Neukonstruktion „Kobold" gelingen, dieses Problem zu lösen, dürfte für dieses Gerät eine große Akzeptanz bei den Winzern gegeben sein. Man darf gespannt sein, wie sich der „Kobold" in der Praxis bewährt.

Vorarbeiten:
Anschnitt der Fruchtruten, dabei Ranken entfernen, ansonsten können die angeschnittenen Fruchtruten am Draht oder an Nachbartrieben hängen bleiben und mitgezogen werden. Ein weiteres Durchschneiden und Teilen der alten Bogrebe muss unterbleiben (besserer Einzug).
✓ Beim Halbbogen die Bindungen am unteren Biegdraht lösen. Ebenso die Schnabeltriebe unter dem unteren Biegdraht abschneiden, sofern sie eine Astgabel (Widerhaken) bilden.
Drähte auf der Fahrseite aus den Haken hängen, dabei Klammerungen an den Heftdrähten lösen. Beim Halbbogen bleibt der untere Biegdraht fest.
Die einzulegenden Drähte dürfen nicht zu stramm sein, eventuell müssen sie gelockert werden.
Für die Aufnahme der Drähte ist es notwendig, am Zeilenanfang die ersten 5 bis 6 m frei zu schneiden (Ruten anschneiden und Altholz ausheben). Die letzten 5 bis 6 m jeder Zeile müssen ebenfalls manuell ausgehoben werden, da das Gerät wegen der zunehmenden Drahtspannung am letzten Zeilenpfahl die Drähte wieder ablegen muss.
Die Heftdrähte auf der gegenüberliegenden Pfahlseite müssen gut gespannt sein, sonst können sie auf die andere Seite springen und von der Einzugvorrichtung erfasst werden. Es genügt, den oberen Heftdraht am ersten oder zweiten Zeilenpfahl in eine tiefere Hakenstation zu hängen, um eine ausreichende Straffung zu erreichen.
Nacharbeiten:
Verbliebenes Restholz ist aus dem Drahtrahmen zu entfernen.
Drähte müssen wieder in die entsprechenden Drahtstationen gehängt werden.
Gelockerte Drähte sind wieder nachzuspannen.

Wirtschaftliche Betrachtung:
Die umfangreiche Auflistung zeigt, dass beim Pruner doch einige Änderungen vorgenommen werden müssen. Will man diesen technischen Fortschritt nutzen, müssen die Arbeitsweise und die Drahtrahmengestaltung an das System angepasst werden. Angesichts des beträchtlichen Einsparpotenzials des Cane Pruners wird man dies in Kauf nehmen.
Die Zeiteinsparung ist sehr stark von der Zeilenlänge abhängig, da die ersten fünf bis sieben Stöcke an jedem Zeilenanfang und Zeilenende von Hand ausgehoben werden müssen. Deshalb vergrößert sich mit zunehmender Zeilenlänge der Einspareffekt. Grob geschätzt ist bei Zeilenlängen ab 100 m aufwärts bei gut rankenden Rebsorten mit einer Zeitersparnis von etwa 20 bis 35 h/ha zu rechnen.
Arbeitszeitreduzierend schlägt bei dem Verfahren auch zu Buche, dass das
- Rebholzhäckseln entfällt,
- Heftdrähte nicht abgelegt und die
- Bögen beim Anschnitt nicht nochmals durchtrennt
werden müssen. Für die verschiedenen Vor- und Nacharbeiten muss man allerdings einen zusätzlichen Zeitbedarf von etwa 13 bis 18 h/ha veranschlagen.
Bei gut vorbereiteten Anlagen kann der Pruner mit einer Geschwindigkeit von 5 bis 6 km/h fahren, wodurch eine Stundenleistung von etwa 0,4 bis 0,5 ha erreicht werden kann. Aufgrund des doch recht hohen Anschaffungspreises von zirka 40 000 Euro lohnt sich eine Eigenmechanisierung erst ab einem Flächeneinsatz von etwa 50 ha. Im Lohnverfahren wird ein Preis von 100 bis 120 Euro/h verlangt. Bei einer Leistung von 2,2 bis 2,5 h/ha kostet das Verfahren rund 220 bis 300 Euro/ha. Weitere Versuche zur Optimierung der Arbeitstechniken und Senkung der Vor- und Nacharbeiten stehen an.
Neben der Arbeitszeiteinsparung und den Kosten der Verfahren ist bei allen vorgestellten Systemen die körperliche Entlastung der Arbeitspersonen zu berücksichtigen, da das mühsame Ausheben deutlich erleichtert wird oder sogar ganz entfällt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwertung der eingesparten Arbeitszeit. Besonders wenn Familienarbeitskräfte beim Ausheben mitwirken, kann die beim Rebschnitt eingesparte Zeit in aller Regel im Betrieb alternativ gut verwertet werden.

Fazit
Die neuen Techniken bieten die Möglichkeit, das zeitaufwendige Ausheben beim Rebschnitt zu mechanisieren.
Es ist unabdingbar, dass die Anlagen an das jeweilige Mechanisierungssystem angepasst werden müssen.
Zukünftige Praxiseinsätze werden zeigen, wie die Arbeitsweise und die Drahtrahmengestaltung, in Abhängigkeit vom Mechanisierungssystem, optimiert werden können.
Bei der langen Standdauer der Dauerkultur „Rebe" sind Veränderungen an der Unterstützung nicht von heute auf morgen machbar. Deshalb ist bei Neuanlagen auch an die zukünftige Mechanisierung zu denken.
Es werden sich nur Techniken durchsetzen, die einen weitgehend störungsfreien Einsatz gewährleisten und das Unterstützungsmaterial in den Rebanlagen nicht allzu sehr beanspruchen.
 
Bis 45 Akh/ha allein fürs Ausheben
Der traditionelle Rebschnitt erfordert, abgesehen von der Handlese, den größten Arbeitsaufwand im Weinbau. Für den herkömmlichen Bogenschnitt werden rund 60 bis 85 Akh/ha benötigt. Davon entfallen rund 25 bis 35 Akh/ha auf den Anschnitt und das Putzen der Fruchtruten und etwa 25 bis 45 Akh/ha auf das Ausheben des restlichen Altholzes. Dies sind rund 15 bis 25 % (Seilzug) bzw. 30 bis 40 %
(Direktzug mit Vollernter-lese) des Gesamtarbeitsaufwands in der Außenwirtschaft. Bei steigenden Betriebsgrößen lässt sich dieser Arbeitsumfang - trotz der recht ausgedehnten Zeitspanne, in der der Rebschnitt durchführbar ist -in der Regel nur mit Hilfe von meist teuren Saisonarbeitskräften bewältigen. Von daher wird der Rebschnitt als Kostenfaktor für die Weinbaubetriebe immer wichtiger.
Walg
 
Alternative Minimalschnitt
Bei der neuen Erziehungsform „Minimalschnitt im Spalier" kann auf den Rebschnitt im herkömmlichen Sinn verzichtet werden. Vielmehr bedarf es dabei nur einer gewissen Formkorrektur, das heißt, es werden lediglich überstehende und seitlich abstehende Triebe mit einem Laubschneider abgeschnitten. Der Arbeitsaufwand dafür beträgt nur zirka 1,5 Akh/ha

Autor:
Oswald Walg,
Dienstleistungszentrum Ländlicher
Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
   Abteilung Weinbau, Oenologie undWeinmarkt
 Rüdesheimer Straße 60-68
    55545 Bad Kreuznach
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Medium


„Der Badische Winzer“ ist die auflagenstärkste Monatsfachzeitschrift in Deutschland und wird vom  Badischen Weinbauverband mit Sitz in Freiburg herausgegeben. Die Leserinnen und Leser erfahren umfassend, praxisnah und kompetent die neuesten Trends in Anbau, Kellertechnik und Vermarktung. Aktuelle Brancheninformationen ergänzen den Fachteil. Ein kostenloses Probeheft oder ein Abonnement (Jahrespreis Deutschland: 40,80 Euro inklusive Porto, EU-Ausland: 66,60 Euro inklusive Porto) können Sie unter Tel. 0049 761 2713351, vertrieb@blv-freiburg.de (Sonja Wahl, Daniela Brandsch) anfordern. Oder online über die Webseite des Badischen Weinbauverbandes: www.badischer-weinbauverband.de
 
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