Technik Plattform der Fachgruppe Technik

Besucher: 300290
 

Einsatzbereich


Kategorien

Planierschilder , 10.03.2012

BAU VON REBTERRASSEN

Die Terrassierung ist ab rund 50% Hangneigung eine gängige Massnahme, um den wirtschaftlichen Erfolg einer Rebanlage sicherzustellen. Vor Baubeginn müssen jedoch planerische Entscheide getroffen werden.
Die Terrassierung ist ab rund 50% Hangneigung eine gängige Massnahme, um den wirtschaftlichen Erfolg einer Rebanlage sicherzustellen. Vor Baubeginn müssen jedoch planerische Entscheide getroffen werden. Neben Fragen zur Lage der Parzelle und zum Aufwand der Terrain-Umgestal­tung dürfen auch solche des Unterhalts und der Bewirtschaftung nicht ausser Acht gelassen werden. In diesem ersten Teil ihres Berichts gehen die Autoren auf einige Schlüsselpunkte ein, die sich bei der kürzlich erfolgten Anpassung einer betriebseigenen Terrassenanlage herauskristallisiert haben.
[Bildtext zu Abbildung 1 -  Rebterrassen im Fläscher Bad.  (Foto: Hans Jüstrich,
LBBZPlantahof, Landquart) ]
 
Die terrassierte Rebfläche in der Deutschschweiz hat stark zugenommen. Waren 1977 erst 80 Hektaren terrassiert, so sind es heute zirka 460 ha. Dies entspricht knapp einem Fünftel der Deutschschweizer Rebfläche. Trotz aufwendi­ger Bewilligungsverfahren in einigen Kantonen sind wei­tere Anlagen in Planung. Oft sind es auch Flächen, die neu in den Rebkataster aufgenommen wurden. Ab 50% Hang­neigung sind der Mechanisierung von Direktzuganlagen Grenzen gesetzt. Hier ist das Anlegen von Terrassen die einzige Möglichkeit, um wirtschaftlich zu produzieren. Tabelle 1 zeigt deutlich, wie in den letzten 60 Jahren dank Terrassierung und Mechanisierung der Handarbeitsauf­wand im Weinbau gesenkt werden konnte.
 

Was sind die Anforderungen?

Der Entscheid ist gefällt: Es sollen Rebterrassen in den Hang gebaut werden. Nun ist es wichtig zu überle­gen, mit welchen Maschinen und Geräten die neue Rebparzelle bewirtschaftet werden kann. Enge Tritt­Terrassen erleichtern die Handarbeit,  Maschinen können jedoch nicht eingesetzt werden. Eine leichte Mechanisierung mit kleinen Raupengeräten ist erst ab einer Terrassenbreite von 80 cm möglich. Traktoren und aufsitzbare Raupenfahrzeuge setzen eine befahrbare Breite von 1.2 bis 1.5 m voraus.
Nach heutiger Ansicht muss die Terrassenbreite im Minimum 1.5 m betragen, damit eine Anlage rationell bewirtschaftet werden kann. Von wenigen Ausnahmen abgesehen legt man in der Schweiz Einreihen-Terrassen an. Rebberge unter 30% Gefälle werden nur in Ausnah­mefällen terrassiert. Sofern Parzellenform und Boden­mächtigkeit es erlauben, sind der Terrassierung kaum Grenzen gesetzt. Eine ungünstige Grundstücksform verhindert dagegen oft die Anlage vonTerrassen. Gründ­liche Planung ist Voraussetzung für den Erfolg, denn Terrassen werden für Generationen gebaut. Maschinis­ten und Rebbauern mit einschlägiger Erfahrung sind bei der Planung wertvolle Hilfen. Eine rationelle Bewirt­schaftung ist nur bei horizontal langen Terrassen mög­lich. Bestehende Mauern sind kein Hindernis, sofern sie einigermassen parallel zu den Reihen stehen.
 

Exposition, Hangneigung, Bodenmächtigkeit

Bei der Beurteilung der Lage einer Parzelle sind die glei­chen Regeln zu beachten wie bei jedem anderen Kultur­system. Südost- bis Südwestlagen sind in der Regel ideal. In exponierten Westwindlagen liegt der Vorteil des Terrassenbaus in der besseren Durchlüftung. Nach Re­gen trocknen Laubwerk undTrauben rascher ab. In west­windexponierten Parzellen haben die Triebe die Ten­denz, sich nach Osten zu neigen. Ein ständiges Sichern in den Drähten ist unumgänglich. Die Besonnung der Laubwand ist talseitig besser. Eine gegenseitige Beschat­tung innerhalb der Reihen ist fast nicht möglich. Alle Hangneigungen bis maximal 100% eignen sich für den Terrassenbau. Eine untere Grenze besteht nicht. Es wer­den aber meist nur Parzellen terrassiert, die nicht im Direktzug bearbeitet werden können. Ausnahmsweise werden auch wenig geneigte, aber besonders lange Parzellen terrassiert. Durch die Terrassierung wird das der Rebe zur Verfügung stehende Bodenvolumen nicht stark verändert. Eine minimale Bodentiefe von 50 cm ist nötig, um überhaupt Terrassen anlegen zu können. Sichtbare und vermutete Felskuppen in wechselhaftem Gelände sind in die Planung mit einzubeziehen. Schreit­baggerunternehmen sind meist ausgerüstet für die Ent­fernung von Felskuppen mittels Spitzhammer. Das Ziel sind gerade Terrassenlinien, die leicht abfallend im Hang eine natürliche Entwässerung erlauben.
 
Tab. 1: Handarbeitsaufwand pro Hektare im Rebbau.  
(Quelle: Agridea, fiches techniques viticultures).  
Keine Mechanisierung: Stickelbau (bis ca. 1950) 3 000Std.
                                      Mittlerer Drahtbau (bis ca. 1960)1 500Std.
                                      Stickelbau heute1 155Std.
                                      Enger Drahtbau heute1 093Std.
Leichte Mechanisierung: Mittlerer Drahtbau bis 2.2 m Reihenabstand 843Std.
                                        Terrassenanbau770Std.
Mechanisierung mit Traktor: Mittlerer Drahtbau bis 2.2 m Reihenabstand 655Std.
oder aufsitzbarer Raupe: Mittlerer Drahtbau bis 2.2 m Reihenabstand  
                                        mit Mechanisierung der Laubarbeit 448Std.
                                       Terrassenanbau636Std.
 
[Bildtext zu Abbildung 2 -  Umterrassierung mit dem Schreitbagger an der Sternenhalde in Stäfa.]
 

Gut geplant ist halb gebaut!

Nun gilt es den Hang einzuteilen. Mit Jalons wird die Geo­metrie sichtbar gemacht. Eine Gesamtübersicht ist meist erst nach Abräumen der alten Rebanlage möglich. Für Gefällmessungen stehen verschiedene Geräte zur Verfü­gung. Bei kleineren Parzellen behilft man sich mit Dach­latten, Wasserwaage, Senkblei und Metermass.
Für eine Bewirtschaftung mit Traktor oder Raupe und Aufbaugeräten benötigt man genügend Platz zum Wen­den. Die Planung der Wendeplatten soll vorausschauend sein. Damit die vorhandenen Maschinen eingesetzt werden können, müssen die Breite der Terrassen, der Bau der Wendeplatten und die Anlage der Bewirtschaf­tungswege genau vorbereitet werden [siehe Abbildung 3]. Erfahrene Berater oder die Baggerunternehmer sind wertvolle Hil­fen beim Ausstecken und Planen. Bei der Berechnung der Terrassenbreiten muss das Abrieseln der Böschung einbezogen werden. Von Zeit zu Zeit muss später die Fahrgasse am Böschungsfuss wieder verbreitert werden. Bewirtschaftungswege, Kehren, Zufahrten und Abstände zu Strassen und Mauern vermindern die Anzahl Reben auf der terrassierten Fläche. Erfahrungsgemäss liegt der Landverlust für gut mechanisierbare Terrassenbei 14 bis 18%. Normalerweise geht man bei der Bestellung von Re­ben und Gerüstmaterial von 15% Landverlust aus.
 
[Bildtext zu Abbildung 3] - Terrassenbreite 1.5 m an der Sternenhalde, Mechanisierung mit aufsitzbarer Raupe möglich
 

Bestimmen einer ersten Horizontalen

Als erstes wird im Gelände nach einer natürlichen Hori­zontalen gesucht. Es können dies eine Strasse, ein Weg, ein Waldrand, ein Horizont, eine Rebparzelle oder eine Rebbergmauer sein, die an das zu terrassierende Grund­stück angrenzen. Ist eine solche Horizontale vorhanden, wird sie als Basis verwendet. Von hier aus werden die Ter­rassen eingemessen. Fehlt eine natürliche Horizontale, ist man gezwungen, eine solche Linie mit Augenmass in den Hang zu setzen.
Von der ersten ausgesteckten Reihe aus werden dann nach oben und unten im vorgesehenen Abstand die Rei­hen ausgesteckt. Der Reihenabstand richtet sich nach der Fahrgassenbreite und der Neigung der Böschung. Meist wird für Terrassen mit Traktoreinsatz ein Abstand von 2.50 m von Bordkante zu Bordkante eingeplant. Die für die Böschung vorgesehene Breite von 90 cm ist in stei­lerem Gelände eventuell nicht ausreichend. In diesem Fall muss der Reihenabstand vergrössert werden, was aber wieder zu Landverlust führt.
 

Terrassierung mit dem Schreitbagger

Normalerweise wird beim Bau mit der obersten Terrasse begonnen. Schreitbagger, aber auch Kleinbagger sind in dafür zugänglichen Parzel­len ideale Helfer. Erfahrene Maschinisten wissen mit der Qualität des Bodens (Schonung der Humus­schicht) umzugehen. Ande­re technische Hilfsmittelfür den Bau werden nur noch selten zu Hilfe genommen. Bis heute hat der Schreit­bagger (z.B. Menzi Muck) im Terrassenbau am meis­ten Verwendung gefunden. Er bewegt sich mit Hilfe des Schaufelarms. Füsse und Räder kann er in Höhe und Breite verstellen, was eine optimale Anpassung an das Gelände erlaubt. Die Ar­beitsleistung pro Tag be­trägt 200 bis 300 Laufmeter inklusiveWendeplattenund Bewirtschaftungswegen. Oft werden gleichzeitig auch Drainageleitungen erstellt und Findlinge sowie alte Reb­stöcke ausgegraben. Es empfiehlt sich die Arbeiten zu begleiten, um die Feinarbeiten mit Schaufel und Rechen sofort zu erledigen. Danach sind die Terrassen pflanzbe­reit.
 

Bewirtschaftungswege

Eine terrassierte Anlage wird in einer Schlangenlinie von oben nach unten oder von unten nach oben befahren. Für das Befüllen der Spritze, das Herausnehmen der Ma­schine bei Pannen und für den Transport der Ernte sind Bewirtschaftungswege eine wichtige Hilfe. Der Bau der Übergänge von der Terrasse in den Bewirtschaftungs­weg erfordert viel Erfahrung.
 

Spontanbegrünung oder Hydrosaat?

Für eine optimale Begrünung der Böschungen einer neu gebauten Terrassenanlage empfiehlt sich ein frühzeitiger Baubeginn, damit die Winterfeuchtigkeit für den Be­wuchs genutzt werden kann. Eine Spontanbegrünung ist möglich und billig. Leider sind die Bedingungen aber selten ideal für eine vollständige Bodenbedeckung.
Um Abrieselung zu verhindern, kann der Boden mit Jutebahnen und genügend Drahtnägeln geschützt wer­den. Die Einsaat mit den vorgesehenen Rebbergmi­schungen ist einfach, das Anbringen der Jute hingegen arbeitsaufwendig. In leichten Böden kann es trotzdem zur Bildung von Erdsäcken kommen. Diese können mas­sive Rissschädeninden Böschungen verursachen. Eben­falls aufwendig und auch teuer ist das Anbringen von Strohmatten. Zwar hält diese Methode den Böschungs­bereich feucht, die eigentliche Einsaat kann aber bei tro­ckener Witterung Schaden erleiden. Das Verbauen von Schwartenbrettern, die bei massiven Abrissen der Bö­schungskante oft verwendet werden, hilft zunächst die Erosion zu verhindern. Solche Konstruktionen stören je­doch später beim Mähen der Böschungen
 

Teuer, aber zumeist erfolgreich, ist die Begrünung mit einer Hydrosaat

Spezialisierte Unternehmen spritzen eine Mischung aus Samen, Strohhäcksel sowie Kleb- und Nährstoffen auf die Böschung. Diese aus dem Garten- und Strassenbau bekannte Methode eignet sich sehr gut für Rebterrassen. Bei der Wahl der Samenmi­schung für die Begrünung stehen aber nicht die Vielfalt und Blütenpracht im Vordergrund. Vielmehr soll eine tief wurzelnde Gräser- und Kräutervielfalt angestrebt wer­den, die rasch den Boden bindet und ihn mehrjährig be­deckt. Blumen sind im Sommer sehr dekorativ und auch wertvoll. Im Winter aber öffnen sich grossflächige Lö­cher, die wieder eine Abrieselung begünstigen.
[Bildtext zu Abbildung 4 - Hydrosaat: Ein Gemisch aus Samen, Strohhäcksel, Wasser, Leim und Dünger wird auf die Böschung aufgetragen. Es schützt die Erde vor frühzeitiger Abrieselung.]
 

Terrassen oder Direktzug?

Für den arbeitswirtschaftlichen Vergleich von Terrassen­anlagen mit Reben im Vertikalbau sind aktuelle Zahlen bei Agridea in Lindau erhältlich. Es wird unterschieden zwischen «Kleinterrassen» und «mit Traktor befahrbare Terrassen». In die Analyse sind aber noch weitere Aspek­te mit einzubeziehen. So zum Beispiel Möglichkeiten des Personeneinsatzes, Grösse der Fläche, mit Direktzug­anlagen kombinierbarer Einsatz von Geräten und Ma­schinen, Baubewilligungen sowie klimatische und topo­grafische Voraussetzungen. Der Aufwand an Geld und Arbeit für den Terrassenbau ist hoch. Die Amortisation der eingesetzten Ressourcen dauert 25 bis 30 Jahre. Bei Pachtverträgen muss unter Umständen ein Rückbau eingeplant werden.
 

Medium

Die Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW) verbreitet die Forschungsresultate von Agroscope, der deutschsprachigen Forschungsinstitute und der Fachorganisationen im Reb- und Obstbaubereich. Die wissenschaftlichen Artikel behandeln Themen im Bereich Rebbau, Önologie, Obstbau, Obstverarbeitung sowie Lebensmittelqualität und -sicherheit.
Die in deutscher Sprache erscheinende Zeitschrift enthält französischsprachige Zusammenfassungen der Fachbeiträge. Sie erscheint zweimal pro Monat und richtet sich vor allem an Produzenten, Berater, Lehrpersonen, Bibliotheken, Handelsunternehmen sowie interessierte Laien. Herausgeber der SZOW ist der Verein Publikationen Spezialkulturen (VPS) mit Sitz in Wädenswil, Schweiz.
 

Relevante Produkte zu diesem Fachbeitrag

Werbung