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Traktoren, 25.08.2013

BODENEROSION – EINE UNTERSCHÄTZTE BEDROHUNG!

Obwohl es die Patentlösung nicht gibt, ist Erosion meist kein schicksalhaftes Ereignis sondern ein in erheblichem Umfang hausgemachtes Problem
„Trotz aller technischen Fortschritte, dem Flug zum Mond, der Erfindung des Computers hängt auch die zukünftige Existenz der Menschheit auf unserer fast 13.000 km dicken Erdkugel von der Unversehrt einer nur 30 cm dicken Krume ab, die manche als Dreck und wir als Ackerboden bezeichnen.“
 
Diese Formulierung, deren Ursprung sich nicht mehr eindeutig klären lässt, wird einem Wissenschaftler auf einem Kongress in den 80er Jahren zugeschrieben. Sie beleuchtet ebenso drastisch wie anschaulich die Rolle des Boden als Grundlage der landwirtschaftlichen und weinbaulichen Produktion.
Bei unauffälligem Temperaturgeschehen bleiben vom Sommer 2008 in vielen rheinland-pfälzischen Anbauregionen die häufigen Starkregen- und Hagelereignisse besonders in Erinnerung. Sie sind ein weiteres besorgniserregendes Indiz für die Richtigkeit der Prognosen der Klimawissenschaftler. Bei aller Unsicherheit hinsichtlich der zukünftig zu erwartenden Jahresniederschlagsmengen und –verteilung sind sie sich ziemlich sicher, dass die Sommerniederschläge häufiger extreme Formen annehmen und dadurch verstärkt Erosionsprozesse auslösen. Die in 2008 im Anbaugebiet Nahe viel zu oft gemachten Beobachtungen lassen erahnen, was dies für unseren Weinbau bedeuten könnte.
Im Gegensatz zu Gebäuden, Einrichtungen und Maschinen ist der Boden im Sinne der nutzbaren Fläche begrenzt und im Falle eines Verlustes praktisch unwiederbringlich verloren und kaum erneuerbar. Insofern muss seine Nutzung von einem Höchstmaß an Nachhaltigkeit geprägt sein.
Die vom Europarat bereits 1972 verabschiedete Europäische Bodencharta lässt an der Bedeutung der Problematik keine Zweifel aufkommen. Darin heißt es u.a.
  •  „Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit“ …
  • „Der Boden ist ein nur begrenzt vorhandenes Gut und leicht zerstörbar“ …
  • „Der Boden muss gegen Erosion geschützt werden“.
Auch das Bundesbodenschutzgesetz geht explizit auf die Problematik ein:
  • § 7: „Der Grundstückseigentümer … sind verpflichtet, Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungenzu treffen, die durch ihre Nutzung auf dem Grundstück oder in dessen Einwirkungsbereich hervorgerufen werden können“.
  • § 17, Abs. 1: „… Zu den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gehört insbesondere, dass … Bodenabträge durch eine standortangepasste Nutzung … möglichst vermieden werden.“
Pro Jahr und ha entstehen unter mitteleuropäischen Klimaverhältnissen pro ha ca. 2 bis 8 t Feinerde aus der Verwitterung von Gestein im Boden. Würde diese Bodenbildung mit dem Verlust durch Erosion Schritt halten, müsste man sich keine allzu großen Sorgen machen. Aber auf erosionsgefährdeten Standorten ist der Saldo zwischen Bodenbildung und Bodenverlust zumeist tiefrot.
Das Verständnis der Ursachen und Mechanismen der Erosion und der daraus resultierenden Vermeidungsstrategien erfordert einen kurzen Blick in grundlegende bodenkundliche Zusammenhänge.
 

BODENKUNDLICHE GRUNDLAGEN

Boden ist eine Mischung unterschiedlicher großer definierter Teilchen (Abbildung 1). Aus den Anteilen der 3 Fraktionen Sand, Schluff und Ton an der gesamten Feinerde lässt sich die Bodenart bestimmen. Leichte Böden sind überwiegend durch sandige Teilchen geprägt, bei lehmigen Standorten dominieren Schluffteilchen und schwere Böden weisen einen hohen Tonanteil auf.
 
[siehe Abbildung 1 Korngrößen im Boden]
Die Korngrößenzusammensetzung (Bodenart) ist für die bodenphysikalischen Eigenschaften von größter Bedeutung:
  • Durchlüftung
  • Wasserspeichervermögen (pflanzenverfügbares Wasser, Totwasser)
  • Infiltrationsvermögen (Einsickerungsvermögen)
  • Bearbeitbarkeit
  • Nährstoffbindungsvermögen
  • Erosionsanfälligkeit
Mit zunehmendem Steinanteil nehmen auch schwere Böden in begrenztem Maß die Eigenschaften leichter Böden an.
Die Hohlräume zwischen den Teilchen des Feinbodens bilden das Porensystem des Bodens, wobei Böden mit einem hohen Anteil grober sandiger Teilchen mehr grobe Poren bilden als Böden mit überwiegend sehr kleinen Teilchen, die dementsprechend besonders viele feine Poren bilden. Der Anteil des Porenvolumens am Gesamtbodenvolumen, vor allem aber auch die Aufteilung der Poren in Grob-, Mittel und Feinporen ist entscheidend für die Ausprägung des Luft- und Wasserhaushalts.
Dabei findet in Grobporen die Versickerung (Infiltration) von Niederschlägen statt. Ist die Einsickerung abgeschlossen, ermöglichen sie den Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre.
Mittelporen speichern Wasser durch Kapillarkräfte und beinhalten den für die Pflanzen nutzbaren Wasservorrat (nutzbare Feldkapazität).
In Feinporen sind Kapillar- und Adsorptionskräfte so hoch, dass Pflanzen dieses Wasser nicht nutzen können.Es ist wertloses Totwasser.
 

FOLGEN UND FORMEN DER EROSION

Mit sandigen Teilchen geht Grobporenvolumen und mit schluffigen Teilchen geht Mittelporenvolumen verloren.Die auf tonigen Böden reichlich vorhandenen Feinporen sind im Prinzip zwar nutzlos, aber die Tonteilchen spielen als Bindungspartner für Nährstoffe eine wichtige Rolle.
Organische Bodenteilchen sind von herausragender Bedeutung für die Bodenstruktur und Nährstoffbindung.Sie werden aufgrund ihres geringeren spezifischen Gewichts aber besonders leicht weggespült.
Das durch Erosion verfrachtete Wasser-Erdegemisch ist besonders reich an Nährstoffen, insbesondere P,die dem Boden verloren gehen. Die Nährstoffe führen beim Eintrag in Gewässer zu Eutrophierungsprozessen, die die Wasserqualität von Oberflächengewässern bis hin zu küstennahen Meeresregionen nachhaltig verschlechtern.
Wie man es auch dreht und wendet, Erosion ist ein Desaster für die Bodenfruchtbarkeit und Umwelt.  Viele sind sich der Mengen an Erde, die verloren gehen, nicht bewusst. Als Folge wiederkehrender Erosionsvorgänge sind in hängigen Rebflächen nicht selten großflächige Bodenabträge von 15 oder gar 20 cm Tiefe zu beobachten, die besonders ins Auge fallen, wenn sich begrünte und offene Gassen abwechseln (Abbildung 2). Ein Abtrag von 20 cm Boden auf ca. 40 % der Fläche bei einem Wechsel begrünt/offen entspricht einem Bodenvolumen von 800 m³ bzw. ca. 1200 t/ha. Oft sind solche Anlagen kaum älter als 20 Jahre. Das entspräche einem Verlust von 40 m³ bzw. 60 t pro Jahr. Wo wiederkehrende Erosionsprozesse auftreten, übersteigt der Bodenverlust die jährliche Bodenbildung praktisch immer. Auf vielen flachgründigen Standorten ist die „Kapitaldecke“, von der gezehrt wird, so dünn, dass ein Ende der weinbaulichen Nutzbarkeit in einem überschaubaren Zeitrahmen liegt!
 
[siehe Abbildung 2: ausgeprägte Höhendifferenz (15 bis 20 cm) zwischen offener und dauerbegrünter Gasse]
Besonders problematisch ist im Anbaugebiet Nahe die Situation in einigen Gemarkungen, in denen im Wege von Flurbereinigungen früheres Seilzuggelände in Direktzuggelände umgewandelt wurde. Bewirtschaftung im Grenzhangbereich
ist zumeist mit verhängnisvollem Radschlupf verbunden. Die verdichteten muldenförmigen Fahrspuren begünstigen Erosionsprozesse.
Erosionsprozesse treten in unterschiedlichen Formen auf:
Der Schock ist groß, wenn ein lokales Unwetter tiefe Gräben in eine Fläche gerissen hat und wenn der Weg am Hangfuß mit Erosionsmaterial überschüttet und unpassierbar ist. Oft ist in solchen Fällen eine gestörte Wasserführung oberhalb der Erosionsfläche die Ursache.  Wenn Wasser mit hoher kinetischer Energie, also in großen Mengen und mit erheblicher Geschwindigkeit, sich in eine Gasse ergießt, kommt es auf allen Böden zur Bildung von mehr oder weniger tiefen Gräben.  Diese „Erosionskatastrophen“ sind glücklicherweise eher selten und zumeist kleinräumig begrenzt.
Weniger spektakulär, aber letztlich von größerer Tragweite ist die „schleichende Erosion“. Darunter verstehtman regelmäßig wiederkehrende, zumeist großflächige Erosionsprozesse, bei der aufgrund mangelnderInfiltration Oberflächenwasser sich innerhalb der Fläche bildet, in Hanglagen zu fließen beginnt und dabeiFeinerde mittransportiert (Abbildung 3). Der leicht mit Feinerde zugedeckte Weg ist kein spektakulärerAnblick, aber der Anblick wiederholt sich im Laufe eines Sommers bei vielen Flächen gleich mehrmals undist praktisch in jeder Weinbaugemeinde in jedem Jahr zu beobachten. Und hier liegt das Problem. TiefeGräben erschrecken, sie sensibilisieren zumindest. Aber etwas Schlick auf der Straße, der von selbst wiederverschwindet, wenn bei trockenem Wetter genügend Fahrzeuge drüber gebraust sind, das wird von Vielen –falls überhaupt- achselzuckend zur Kenntnis genommen. Das Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“ trifft hier den Punkt.
 
[siehe Abbildung 3: schleichende Erosion in der Fläche mit Schlickablagerung im Weg – das größere Problem!]
 

URSACHEN UND MECHANISMEN DER EROSION

Bodenteilchen schwimmen umsoleichter und weiter, je kleiner siesind. Daher könnte man annehmen,dass tonreiche Böden besondersgefährdet sind. Dies trifft jedochnicht zu. Die winzigen Tonteilchensind aufgrund elektrisch negativerLadung ihrer Oberflächen in der Lage,sowohl untereinander wie auchmit gleichfalls negativ geladenenHumusteilchen größere stabile Komplexe (Ton-Humus-Komplexe) zu bilden, wobei mehrwertige Kationen,speziell Ca++ und Mg++, als„Kitt“ fungieren. Tonreiche Bödenhaben zwar wenig Grobporen, so dass Wasser schlecht eindringenkann, aber sie sind so stabil, dass inBewegung geratendes Wasser nur wenig Boden mitnimmt, solange die kinetische Energie des Wassersnicht zu hoch ist.
Grobsandige Böden sind ebenfalls eher weniger erosionsgefährdet. Sie verfügen über viele Grobporen, die Wasser schnell aufnehmen können und die Teilchen sind vergleichsweise groß, wodurch sie sich dem Abtransport widersetzen, solange Wasser nur langsam fließt.
Am stärksten gefährdet sind feinsandige, vor allem aber schluffreiche Böden, also lehmige Sande und sandige Lehme wozu auch Lössstandorte gehören. Schluffteilchen sind kleiner als Sandteilchen, so dass weniger kinetische Energie notwendig ist, um sie zu bewegen und ihnen fehlt die Fähigkeit, aufgrund elektrischer Bindungskräfte ähnlich wie die noch viel kleineren Tonteilchen stabilere Aggregate zu bilden. Sie neigen besonders stark zur Verschlämmung worunter dann das Infiltrationsvermögen leidet. Verschlämmung ist die Vorstufe zur Erosion.
Die Bildung stabiler Bodenkrümel beruht allerdings nicht nur auf elektrischen Bindungskräften. Eine Reihe weiterer physikalischer und chemischer Mechanismen trägt zum Zusammenhalt von Bodenteilchen bei, so dass nicht jeder aufgrund seiner Körngrößenstruktur potenziell gefährdete Standort Erosionsrisiken unterliegt. Diese
Mechanismen und damit die Fähigkeit zur Bildung stabiler, der Verschlämmung widerstehender Krümel werden durch eine hohen Anteil organischer Substanz im Boden in Verbindung mit einer hohen biologischen und mikrobiologischen
Aktivität stark begünstigt.
Steine mindern prinzipiell die Erosionsneigung auf jedem Boden:
 Zwischen und an Steinen finden sich immer wieder Hohlräume, die Wasser aufnehmen und ableiten können.
Steine sorgen für eine raue Bodenoberfläche.Oberflächenwasser, das zu Fließen beginnt,wird dadurch immer wieder abgebremst undumgelenkt und die Verringerung der Fließgeschwindigkeitsorgt dann dafür, dass bereits schwimmendes Material sich wieder absetzenkann.
Ein höherer Steinanteil mindert auf allen Böden die Erosionsgefahr. Auf solchen Böden treten Probleme meist nur dann ein, wenn Wasser vom oberen Weg in die Fläche fließt. Die Bildung von Oberflächenwasser innerhalb der Fläche bleibt jedoch – abgesehen von absoluten Extremsituationen – aus.
Mit der Verschlämmung als Folge einer Beschädigung der oberflächlichen Bodenstruktur geht ein weiteres Problem einher - die sogenannte innere Erosion. Ist die oberflächliche Krümelstruktur geschädigt, finden sich dort anstelle stabiler größerer Strukturen viele einzelne Körnchen, ein sogenanntes Einzelkorngefüge. Körnchen, die kleiner als die Grobporen des Bodens sind, werden mit Wasser in diese Poren eingespült und wandern dort nach unten, bis sie an einer Engstelle hängenbleiben. Damit wird die Pore verengt, was wiederum dazu führt, dass noch kleinere Teilchen an dem Engpass ebenfalls hängen bleiben. Im übertragenen Sinne leidet der Boden an „Arterienverkalkung“. Die Verringerung des Grobporenvolumens verschlechtert sowohl die Fähigkeit zum Gasaustausch wie auch das Infiltrationsvermögen. Wasser, das nicht in den Boden eindringen kann, bahnt sich in hängigen Lagen dann an der Oberfläche seinen Weg.
Das beschriebene Phänomen wird als Einlagerungsverdichtung bezeichnet. Sie hat zwar nicht die gleichen Ursachen, aber die gleichen Effekte wie die Verdichtung, an die man eher denkt - die Sackungsverdichtung durch schwere Lasten.  Jede Form von Verdichtung, egal ob Sackungs- oder Einlagerungsverdichtung, führt zu einem Verlust an Porenvolumen, vor allem Grobporen, und somit an Infiltrationsvermögen. Damit ist Verdichtung neben der Verschlämmung eine weitere wichtige Voraussetzung für das Sammeln von Oberflächenwasser. Geht die Verdichtung unter Fahrspuren noch mit oberflächlichem Verschmieren des Bodens einher, wird das Grobporenvolumen im Boden reduziert und zusätzlich die Poren an der Bodenoberfläche versiegelt. Das ist dann gleich doppelt wirksam – unten zu und oben dicht.
 

ANSATZPUNKTE ZUR MINIMIERUNG VON EROSIONSPROZESSEN

1.   Der Vermeidung von Verdichtung und Schlupf und der damit einhergehenden Fahrspuren kommt eine herausragende Bedeutung zu. In Anbetracht der Rahmenbedingungen im Weinbau ist dies allerdings leichter gesagt als getan:
Das Abwägen zwischen den Interessen des Bodenschutzes und der Notwendigkeit, Arbeitentermingerecht durchzuführen, gleicht oft der Wahl zwischen Pest und Cholera. Boden schonen oder beiwarmem nassen Wetter im Sommer Peronospora in Kauf nehmen? Den Vollernter warten lassen, bisder Boden besser befahrbar ist oder Trauben der Botrytis überlassen? Bei diesen Entscheidungen ziehtder Bodenschutz verständlicherweise zumeist den Kürzeren. Dass andere Arbeiten bei nassem Boden meist durchaus mal ein paar Tage warten können, sollte indes eine Selbstverständlichkeit sein.
Das Fahren im Grenzhangbereich ist zwangsläufig mit Schlupf verbunden.
Im Gegensatz zur Landwirtschaft wird über viele Jahre in der gleichen Spur gefahren.
All das lässt Eindrücke wie in Abbildung 4 als unabwendbar erscheinen.
 
[siehe Abbildung 4: Verdichtete und erodierte Fahrspuren im Grenzhangbereich durch langjähriges Befahren der gleichen Spur mit begrünungsschädigender Bereifung ]
 
Trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen bietet sich eine Reihe von Ansatzpunkten, die erosionsbegünstigenden Auswirkungen des Befahrens zu verringern:
a)   Nach wie vor werden Schlepper mit Verdichtung begünstigenden Bereifungsvarianten gekauft und dort, wo großvolumige Reifen vorhanden sind, werden sie oft mit unnötig hohen Drücken gefahren. Wird ein breiterer oder höherer Reifen mit dem gleichen Druck gefahren wie ein schmalerer oder niedrigerer Reifen, dann hat er auch keine größere Auflagefläche. Die stellt sich nur dann ein, wenn Luft abgelassen wird, wobei Halbierung des Innendrucks eine Verdoppelung der Auflagefläche und damit Halbierung des Bodendrucks zur Folge hat. Die Möglichkeit, den breiteren oder höheren Reifen mit weniger Druck fahren zu können, ist sein größter Vorteil. Leider wird er oft nicht genutzt.
 
b)   Ein weiterer Ansatzpunkt wäre die Minimierung der Auswirkungen des Multi-Pass-Effekts. Ein elastisch oder plastisch verformbarer Boden nimmt Energie auf und schützt dadurch tiefer liegende Bodenschichten. Ein bereits verdichteter und harter, nicht mehr verformbarer Oberboden reicht die Verdichtungswirkung eines darüber rollenden Rades ungemindert nach unten durch. Die Lockerung von Fahrspuren, insbesondere nach der Lese, wie auch deren Abdeckung mit elastischem Material bremst die allmähliche Wanderung einer Verdichtungszone in immer tiefere Schichten.
 
c)   Im Grenzhangbereich sind aufgrund des Schlupfs tiefe und offene Fahrspuren leider auch in Begrünungen häufig anzutreffen (Abbildung 4). Dabei spielt die Bereifung des Schleppers eine wichtige Rolle. Die aggressiven grob- und hochstolligen Profile einer Standardbereifung begünstigen eine kraftschlüssige
Verzahnung zwischen Boden und Reifen und dadurch hohe Zugkraftbeiwerte. Die tiefe Verzahnung zwischen Stollen und Boden schädigt jedoch die Begrünung, wenn Sie mit Schlupf verbunden ist, da sie die Begrünung dann abreißt. In steilen Hängen muss für die Kraftübertragung im Wesentlichen die Reibung zwischen Begrünung und Reifen ausreichen, wenn die Begrünung das ständige Überfahren überdauern soll. Feine Stollenprofile auf Niederdruckreifen werden auf Begrünungen dem Zielkonflikt zwischen wünschenswerten hohen Zugkraftbeiwerten und Begrünungsschonung erstaunlich gut gerecht (Abbildung 5).
 
[siehe Abbildung 5: Intakte Begrünung ohne Fahrspuren bei knapp 60 % Hangneigung dank begrünungsschonender Bereifung]
 
Die Ausbildung tiefer offener Fahrspuren auch in Dauerbegrünungen wird begünstigt, wenn aufgrund schmaler Gassen die Laubwandtraufe unmittelbar in die Fahrspuren erfolgt (Abbildung 4 und Abbildung 6). Außerdem wird eine Regeneration der Begrünung in der Fahrspur wesentlich erleichtert, wenn die Begrünung etwas breiter ist als die Außenbreite der Bereifung (Abbildung 6). Breitere Gassen bieten im Grenzhangbereich daher günstigere Voraussetzungen für
einen Erhalt der Begrünung auch in der Fahrspur.
 
[siehe Abbildung 6: Erosionsfördernde Laubwandtraufe in die Fahrspur und schlechte Regeneration der Begrünung bei engen Gassen (links) und günstige Bedingungen (rechts) ]
 
2. Ebenso wichtig wie die Vermeidung von Verdichtungen, egal ob Sackungs-
oder Einlagerungsverdichtung, ist die Stabilisierung der Krümelstruktur. Stabile Krümel werden insbesondere durch Bodenbearbeitungsgeräte zerstört. Allerdings ist deren schädigende Wirkung äußerst unterschiedlich. Bei horizontal gezogenen Werkzeugen brechen weniger die Krümel an sich, sondern es kommt zwischen den Krümeln zu Brüchen im Bodengefüge. Intakte, stabile Krümel werden voneinander getrennt, aber sie selbst bleiben weitgehend unbeschadet.
Rotierende Geräte sind prinzipiell kritischer zu werten als gezogene Geräte, wobei die Kreiselegge aufgrund der horizontalen Bewegung der Werkzeuge weniger problematisch ist als eine Fräse. Einem von oben zuschlagenden Fräsmesser hält kein noch so stabiler Krümel stand. Die Fräse wird um so mehr zum Übel, je häufiger sie zum Einsatz kommt und je kürzer die Bissenlänge als Resultat von Drehzahl und Fahrgeschwindigkeit ist. Ein herunter geklapptes Prallblech setzt der krümelzerstörenden Wirkung die Krone auf (Abbildung 7). Dabei besteht die Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten. Die intensive mechanische Bearbeitung fördert die
Verschlämmung und die Verschlämmung erfordert eine erneute oberflächliche Lockerung.
 
[siehe Abbildung 7: Verschlämmte Bodenoberfläche auf Lössstandort nach jahrelangem häufigem Einsatz der Fräse (links) und intakte Struktur auf gleichem Boden in der Nachbarfläche (rechts) ]
 
Zu der strukturschädigenden Wirkung der Fräse addiert sich die Gefahr der Sohlenbildung. Die horizontal gleitenden Messer wirken im Boden schmierend und damit sohlenbildend. Dies wiederum beeinträchtigt insbesondere auf tonigen Böden die Versickerung in die Tiefe. Die Sohlenbildung lässt sich durch Kombination mit einem Vorgrubber jedoch weitgehend vermeiden.
 
3.   In Hanglagen müssen die Längsrillen gezogener Werkzeuge gebrochen werden. Eine nachlaufende Stabwalze, die aus erosionsfördernden Längsrillen erosionshemmende Querrillen formt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht.
 
4.   Eine intakte Dauerbegrünung minimiert Erosionsrisiken solange es dort keine offenen oder gar muldenförmigen Fahrspuren gibt. Einer ganzflächigen Begrünung stehen auf den meisten Standorten erhöhte Trockenstressrisiken im Weg. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass durch eine Reduzierung der generativen und vegetativen Leistungsansprüche, insbesondere durch eine Reduzierung des Anschnittniveaus, der Wasserbedarf des Rebbestands gesenkt werden kann. Auch eine aus kürzerem Stockabstand resultierende größere Pflanzdichte kann Wasserstressrisiken senken, da die Stockbelastung sinkt, die Durchwurzelung der Fläche aber intensiver und tiefer wird.
 
5.   Bodenlockerungsmaßnahmen in der besonders gewitterträchtigen Zeit zwischen ca. Mitte Mai und Mitte August bergen das größte Erosionsrisiko. Sollte eine Förderung der Wuchskraft sinnvoll sein, ist eine Ankurbelung der N-Mineralisation durch Bodenlockerung eine zumindest sachlich begründbare Maßnahme.  Dabei sind jedoch der potenzielle Nutzen der Maßnahme und das standortabhängig unterschiedlich zu wertende daraus resultierende erhöhte Erosionsrisiko sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Ist jedoch die Beseitigung eines eventuell störend werdenden Bodenbewuchses die alleinige Zielsetzung, ist eine Bewuchsbeseitigung durch Bodenbearbeitung kaum zu rechtfertigen. Wo ein Mulchen bzw. Mähen des Bewuchses aufgrund fehlender technischer Voraussetzungen nicht möglich ist, ist der Einsatz eines modernen Blattherbizids im Unterstockbereich im Sinne des Bodenschutzes sinnvoller als eine die Erosionsgefahr begünstigende Lockerung (Abbildung 8).
 
[siehe Abbildung 8: Erosion im Unterstockstreifen nach mechanischer Lockerung im Juni – wäre hier ein Herbizideinsatz nicht bodenschonender? ]
 
Hat ein aus prinzipiellen Gründen resultierender, vermeintlich boden- und umweltschonender absoluter Herbizidverzicht eine Intensivierung der mechanischen
Bearbeitung und damit des Erosionsrisikos zur Folge, ist der ökologische Sinn eines
Herbizidverzichts kritisch zu hinterfragen. Bodenschutz hat viele Aspekte, aber die Zielsetzung, den Boden an Ort und Stelle zu halten ist das wichtigste Ziel des Bodenschutzes.
6.      Vor allem in Hanglagen gibt es zur zumindest teilflächigen Offenhaltung des Bodens oft keine Alternative. Dort muss alles getan werden, um die Krümelstruktur zu fördern und Verschlämmung zu vermeiden. Dabei kann faseriges und gröberes organisches Material auf und im Oberboden einen wichtigen Beitrag leisten, weil das poröse Material selbst als Wasserleiter in die Tiefe dienen kann. Es fördert zudem die Erhaltung einer rauen Bodenoberfläche, in der Wasser es sehr viel schwerer hat, ins Fließen zu geraten.
Organisches Frischmaterial aktiviert das Bodenleben und die sich bildenden Huminstoffe wirken strukturstabilisierend.  Organisches Material kann man von außen einbringen oder vor Ort produzieren. Das Einbringen kostet Geld und Mühe, vor allem aber werden dadurch weitere Nährstoffe eingebracht, die auf gut mit P, K und Humus versorgten Böden sowohl weinbaulich als auch ökologisch unerwünscht sind.
Dieses Problem besteht nicht, wenn vor Ort produziertes pflanzliches Material eingearbeitet wird. Das gilt für spontan aufgelaufenen Bewuchs, noch viel mehr aber für Winterbegrünungen. Je nach Wasserversorgungssituation im Frühjahr sollte der Bestand um Monatsende April, auf stressgefährdeten Standorten eher etwas früher, auf gut mit Wasser versorgten Standorten auch etwas später gemulcht und einige Wochen später, spätestens ca. Ende Mai, mit einer Fräse grob und oberflächlich eingearbeitet werden. Dafür ist die Fräse dann sehr gut geeignet. Zahlreiche positive Effekte lassen sich auf diese Weise miteinander kombinieren:
Im Herbst bildet die Begrünung eine flache Vegetationsdecke, die noch nicht störend hoch ist, aber noch Restnitrat aufnimmt, vor der Auswaschung schützt und bei der Verrottung des Materials im kommenden Jahr kehrt der Stickstoff in den Boden zurück.
Die im Herbst und Winter noch flache Vegetationsdecke bildet einen zumeist hinreichenden Erosionsschutz, da Starkregen in dieser Phase kaum zu erwarten ist.
Im Frühjahr wird sowohl auf wie insbesondere auch im Boden reichlich organische Masse gebildet. DieWurzeln sterben ab und werden biologisch abgebaut. Zurück bleiben Sekundärporen, die eine hervorragendeDränage nach unten bilden. Getreide ist diesbezüglich etwas weniger günstig zu bewerten als z.B. Kreuzblütler (Winterraps, Winterrübsen) oder Winterwicken.
Über Sommer ist der Boden offen, was die Evapotranspiration (= Wasserverdunstung über die Bodenund Pflanzenoberfläche) von Wasser minimiert.
Das eingearbeitete Material wirkt als langsam fließende Stickstoffquelle.  - Im Laufe der Jahre kommt es zu einer langsamen Humusanreicherung. Die Böden werden mikrobiologisch aktiviert. Beides zusammen fördert die Ausbildung stabiler Krümelstrukturen. 
Das oberflächlich eingearbeitete Pflanzenmaterial bleibt als grobfaserige Struktur in den Sommermonaten noch weitgehend erhalten und verschwindet erst mit stärkerer und dauerhafter Durchfeuchtung ab Spätsommer langsam. Daraus resultiert während des Sommers ein hervorragender Verschlämmungsschutz.
 
Dauerbegrünte Gassen im Wechsel mit Gassen, die über Sommer offengehalten und im Spätsommer für Winterbegrünung eingesät werden - mit diesem System kann man, von extrem steinigen oder für Mechanisierung unzugänglichen Standorten abgesehen, fast überall arbeiten. Ein fast perfekter Erosionsschutz ist nur einer von vielen Vorteilen, ohne –von den Kosten abgesehen- nennenswerte Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
 
7. Kein Bodenpflegesystem ist wassersparender als eine Bodenabdeckung mit organischen Materialien. Abdeckungen bieten gleichzeitig einen hervorragenden Erosionsschutz.  
Die verschlämmungsfördernden dicken Tropfen eines Starkregens werden von der Bodenoberfläche ferngehalten.
Unter der Abdeckung herrscht ein äußerst reges Bodenleben. Dort wird von größeren Organismen (z.B.  Regenwürmer, Asseln, Käfer, Tausendfüßer, diversen Insektenlarven) ständig gewühlt, durchmischt und gegraben. Dies begünstigt nicht nur die Krümelbildung, sondern sorgt ständig für neue große Sekundärporen, in denen Wasser gut versickern kann.
Die Belastung durch Räder wird durch eine Bodenauflage elastisch abgepuffert, was deren Verdichtungswirkung deutlich vermindert.
Bei Abdeckungen gilt es, zwischen den Materialien zu differenzieren.
Die aus Strohabdeckung resultierende Brandgefahr ist berüchtigt. Ein blockierendes Rad auf einer dicken Strohauflage bei der Bergabfahrt ist der Alptraum des Schlepperfahrers. Auf einer dünnen Strohauflage, die als Erosionsschutz durchaus ausreicht, sind beide Risiken deutlich reduziert.
Viele in Frage kommende Materialien, dazu zählen z.B. Biokompost sowie Holz- und Rindenabfälle, unterliegen der Bioabfall-VO. Sie begrenzt die aufbringbaren Mengen auf 20 oder 30 t Trockenmasse/ ha alle 3 Jahre. Beim nährstoffreichen Biokompost ist aufgrund der weinbaulichen Notwendigkeiten und daraus resultierenden rechtlichen Einschränkungen (Dünge-VO) auf vielen Flächen sogar diese Menge noch zu hoch. Die als Abdeckung an sich sehr gut geeigneten Rindenabfälle sind vergleichsweise teuer.
Als besonders gut geeignete Alternative ist grob geschreddertes Strauch- und Grünschnittmaterial zu bewerten. Auf vielen kommunalen Sammelplätzen wird dieses Material erfasst, geschreddert und –oft kostenlos- angeboten. Auch in einigen Kompostwerken der großen Entsorgungsunternehmen ist derartiges Material mittlerweile erhältlich. Eine dünne Auflage, die von Spontanbewuchs durchdrungen wird, der dann Sommer im Bedarfsfall abgemulcht wird kann, vereint viele Forderungen in fast idealer Weise. Im Grenzhangbereich bildet das Material bei dünner Auflage eine griffige Fahrbahn bei gleichzeitig sehr gutem Erosions- und Verdunstungsschutz. Das vergleichsweise nährstoffarme Material weist ein weites C/N-Verhältnis auf, unterliegt einem langsamem Abbau, so dass unerwünscht hoheStickstofffreisetzungen kaum zu befürchten sind. Zwar unterliegt auch dieses Material der Bioabfall-VO,aber mit 30 t TM/ha (ca. 120 bis 140 m³/ha) sind im Wechsel mit begrünten Gassen in den offenen Gassen völlig ausreichende Auflagedicken erreichbar.
 

FAZIT

Weinbau ist aufgrund der in Hanglagen dominierenden Falllinienbewirtschaftung eine besonders erosionsgefährdete Kultur. Einfache Lösungsansätze, z.B. eine ganzflächige Dauerbegrünung, kollidieren mit anderen Forderungen. Insofern gilt es, Kompromisse zu finden. Obwohl es die Patentlösung nicht gibt, ist Erosion meist kein schicksalhaftes Ereignis sondern ein in erheblichem Umfang hausgemachtes Problem (Abbildung 9). Es bieten sich jedoch zahlreiche Ansatzpunkte, die zu
seiner Verringerung beitragen können.
Im Hinblick auf die Forderung nach einer nachhaltigen Bewirtschaftung ist die Erosionsvermeidung ein Ziel, dem sich andere Ziele unterordnen müssen.
Wer Erosionsprozesse sehenden Auges in Kauf nimmt und das Mögliche, was zu ihrer Vermeidung getan werden könnte, ungetan lässt, der bricht den  Generationenvertrag, weil er nachfolgende Generationen ihres wichtigsten Produktionsfaktors beraubt. Dies ist ein Verhalten, das ethischen Grundsätzen zuwider läuft.
 

Medium

Aktuelle Fachbücher braucht jeder Obst- und Weinbauer, aber auch Berater, Lehrkräfte und Sachverständige. 

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